Tagebuch einer Hundemama - Kapitel V bis VIII
Kapitel V: Endspurt!
Jetzt bin ich schon an meinem 60. Schwangeschaftstag angelangt und werde jetzt so richtig kugelig. Mittlerweile habe ich schon 42% Taillen- Umfang zugenommen! Heftig, oder? Das muss man erst mal mit sich herumschleppen. Aber so schlimm ist es gar nicht. Bisher habe ich mir von meiner Trächtigkeit fast nichts anmerken lassen: Ich hatte keine Morgenübelkeit, hatte stets guten Appetit, habe die ganze Zeit noch mit meinem Freund Robin und auch den Mamas gespielt, fand das Apportieren immer noch super (nur das Zurückkommen hat etwas länger gedauert), bin auch heute noch über 1 Stunde ohne Probleme spazieren "gekrochen" und fühle mich insgesamt einfach schwanger, aber gut :-).
Heute hat einer der kleinen "Kickboxer" gemeint, er könne nun nicht länger im Dunkelen warten und müsse genau jetzt die große weite Welt entdecken. Dass der vorwitzige Winzling noch nicht reif genug war, zeigt die Tatsache, dass er den richtigen Ausgang nicht gefunden hat. Er versuchte es durch die Bauchwand (siehe Photo links)!
Robin ist der süßeste LAG (Lebensabschnittsgefährte), den man sich vorstellen kann. In dem einen Moment liegt er noch seelenruhig im Flur und schläft, springt dann wie von der Tarantel gestochen auf, schliddert zu mir hin (sprinten auf unserem Granitboden sieht aus wie Schlittschuhlaufen), beschnüffelt mich von oben bis unten (vor allem aber meine Schnalle und die mittlerweile schon atombusen-mäßigen Zitzen [Dolly Buster wäre neidisch!]) und geht dann wieder auf sein Plätzchen und schläft weiter. Auf diese Weise untersucht er mehrmals täglich, ob mit mir und den Kleinen alles in Ordnung ist. Ich glaube, er wird noch vor mir merken, wann es soweit ist! Ähnlich wie bei meiner Läufigkeit, da war er auch der erste, der es wusste.
Heute haben die Welpen in meinem Bauch für die Fußball- WM 2006 trainiert. Teilweise kann es ganz schön unangenehm sein, obwohl es eigentlich nicht weh tut. Es wird halt nur von Tag zu Tag lästiger. Als ich Mama Dörte heute mal wieder mitleiderregend ansah (ich wollte einfach nur etwas zu essen, sie hat aber direkt Panik geschoben, da sie angenommen hat, es wären schon die Presswehen!?), versprach sie mir, dass ich meine Babys spätestens bis zum Wochenende zwischen meinen Pfoten halten könne. Sie schrieb in ihr grosses Buch, dass am Freitag, den 12.08.2005 mein "63. Tag" wäre! Ich weiss zwar nicht genau, was das heissen soll, aber an ihrer Stimmlage erkannte ich, dass es jetzt so langsam ernst wird! Seid gestern darf ich nachts auch nicht mehr auf der Couch nächtigen und was viel schlimmer ist, ich kann auch gar nicht mehr durchschlafen, weil die Mamas ständig mit einem Fieberthermometer "hinter" mir herlaufen - ätzend sage ich euch! (Ich kann nur hoffen, dass ich die nächsten Tage keine Blähungen bekomme - hihi :-)
Kapitel VI: Falscher Alarm!
Da ich im Moment meine beiden Mamas ständig um mich haben möchte, gehe ich seit einigen Wochen mehrmals am Tag runter in Alex Praxis. Da schaue ich dann nach dem Rechten und kontrolliere, ob Mama Alex auch in Reichweite ist, es könnte ja schließlich jederzeit losgehen. Außerdem sind da immer so viele nette Leute, die mich streicheln und mir manchmal auch Leckerlis geben. Am Dienstag, also am 60. Tag, war ich auch mal wieder unten und habe mich von allen umsorgen lassen. Da aber die "lange Reise" ins Untergeschoß und das viele Gestreichelt- werden so anstrengend ist, habe ich natürlich gehechelt. Mama Alex ist daraufhin gleich in Panik verfallen und hat Hebamme Mirjam für den nächsten Tag schon herbeigerufen. Da ich es toll finde, wenn meine ursprüngliche Mami hierher kommt, habe ich noch eine Zeit lang weitergehechelt, bis sie da war. Da Mami Mirjam nach der Geburt aber wieder heim fahren will, habe ich schnell wieder aufgehört zu hecheln, damit sie noch ein paar Tage hier bleibt :-) Geschickt, gell!? Außerdem hat Robin mich mit meinem Hundekuchen bestochen. Der hat sich nämlich wie ein König gefreut, dass seine ehemalige Mama gekommen ist. Der hat ja bis vor 1,5 Jahren in dem Timeless Golden- Rudel von Mirjam gelebt und hatte Angst, sie könne gleich wieder fahren. Nun ist schon der 62. Tag angebrochen und alle ärgern sich total, dass ich noch gar keine Lust habe, die Kleinen zur Welt zu bringen! Es ist so toll schwanger zu sein! Man bekommt mehr und vor allem leckereres Futter und wird ständig von irgendwem gestreichelt. Ich glaube, ich werde mir noch 2 Tage Zeit lassen! Mirjams Mann Dirk ist glaube ich am meisten genervt. Der hat nämlich Urlaub und muss jetzt auf die 7 daheimgebliebenen Goldies ganz alleine aufpassen. Der ruft alle paar Stunden hier an und fragt, ob die Welpis endlich da wären. Mensch, ist das toll, allen die Nase lang zu machen!!!
Heute ist nun schon der 63. Tag und meine Menschen werden immer ungeduldiger! Aber ich habe mich mit meinen kleinen Bobbelchen beratschlagt und ihnen versprochen, dass sie noch ein klein wenig in ihrer dunkelen, geschützten Höhle bleiben dürfen. Mir geht es immer noch prima und ich finde das Gefühl toll, Leben in mir zu spüren! Ich muss mich halt noch einen Moment lang mental darauf vorbereiten, Mama zu werden. Ich will doch eine gute Mutter werden :-) Also gebt mir noch ein klein wenig Zeit, o.k.?!
Kapitel VII: Vom Buddeln und Fieber messen!
Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen. Die Babys haben die Nacht zum Tag gemacht und die ganze Zeit Fußball gespielt. Das war so anstrengend, dass ich ständig hecheln musste. Später hat mir irgendeiner dermaßen auf die Blase gedrückt, dass ich die Mama ganz früh morgens (und das mag sie am Wochenende gar nicht) aufwecken musste, damit sie mit mir Gassi geht. Als ich dann schon mal draußen war, habe ich dann gerade mal meine Wurfhöhle gebuddelt. Ich hab mich dann dort hinein gelegt und wollte ein kleines Schläfchen machen, als mir einfiel, dass die andere Mama im Haus ja auf mich wartet. Ohne meine beiden Mamas würde ich dann nun doch nicht werfen wollen.
Da habe ich mich aufgerafft und bin im Schneckentempo den so langen, tierisch steilen Hügel zu unserem Haus hoch gekrochen. Ich habe daraufhin mal ein ernstes Wörtchen mit meinen Kleinen geredet und sie sind mit hundertprozentiger Mehrheit überein- gekommen, dass sie sich nun reif genug fühlen, die grosse, weite Welt entdecken zu wollen. Ich habe dann alles nötige in die Wege geleitet und den Puppies schon mal den "Weg in die Freiheit" erklärt. Gegen 10 Uhr dieses 64. Tages haben die Mamas beim Fieber messen gejubelt, dass meine Temperatur nun auf 36,7 °C gefallen sei. Sie meinten, dass die Geburt nun nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Mal schauen, wie schnell die Kleinen den Weg in die Wurfkiste (oder auf die Couch?) finden!?
Gegen 22 Uhr diesen Tages spürte ich plötzlich so ein Drücken und Ziehen in meinem Bauch. Instinktiv wusste ich, dass meine Kleinen jetzt ein wenig Hilfe brauchen. Also habe ich angefangen zu hecheln, um sie ein kleines Stückchen in die richtige Richtung zu schupsen. Das hat länger gedauert, als ich vermutet habe, denn vor lauter Hecheln kam ich so gut wie gar nicht zum Schlafen. Mama Dörte ist mit mir wach geblieben. Ich glaube so langsam wollen die süssen Weltentdecker ihre neue Reise antreten - ich warte nur noch bis morgen früh, damit die Mamas noch etwas schlafen können :-)
Seltsam, ich hatte kaum begonnen zu hecheln, da liefen plötzlich alle wie flinke Ameisen durcheinander und innerhalb von 5 Minuten sah das Wohnzimmer aus wie die Frühgeborenenstation in der Uni- Klinik! So hatte ich mir meine Niederkunft eigentlich nicht vorgestellt! Nach einer halben Stunde hatte sich die Aufregung aber auch schon wieder gelegt und es wurde so gemütlich wie immer. Da habe ich dann spontan beschlossen, die mir angebotene Mahlzeit doch noch zu essen! Die Mamas waren total schockiert, denn scheinbar fressen andere Hündinnen in meinem Zustand nichts mehr! Aber man weiss ja nie, wann man wieder etwas bekommt?! Obwohl mir eine kleine Diät im Moment auch nicht schaden könnte. Ich bin vorhin am Spiegel vorbei gegangen und war entsetzt, wieviel Umfang ich heute noch zugelegt habe! Mama Dörte hat mich daraufhin vermessen: 83 - 89 - 83 cm. Wahnsinn, oder? Jetzt wird es wirklich Zeit, dass ich die kleinen Fußballer los werde, damit ich mit meiner Rückbildungsgymnastik anfangen kann. Nicht, dass ich für Robin sonst nicht mehr attraktiv genug wäre und er sich in eine jüngere und schlankere Hündin verliebt!
Wenn ich mich Morgen ein klein wenig ausgeruht habe, werde ich Euch sofort Bescheid geben, wievielen und welchen kleinen A-Angels ich das Leben geschenkt habe :-)
Da mich die Geburt und die Stillzeit doch mehr schlaucht als ich dachte, wird ab hier meine Menschen- Mama mein Tagebuch weiterführen. Wenn ich nicht mehr den ganzen Tag mit dem Säugen oder Pflegen meiner Babys, (Fr)Essen oder Schlafen beschäftigt bin, werde ich selbst noch mal ein paar Kapitel schreiben- versprochen!
Kapitel VIII: Die Bilderbuchgeburt der "A. of Adams Angels"!
Am 14.08.2005 um 14.07 Uhr war es endlich soweit! Unsere Timeless Golden Anny Mae hat, unter nicht geringer Mitwirkung des Deckrüden Cheer’s Quayside (Karlsson), 5 gesunde „A. of Adams Angels“ zur Welt gebracht. Die Bilderbuchgeburt dauerte knapp 3 Stunden. Der erste Welpe, der um 14.07 Uhr das Licht der Welt erblickte, war eine 400 Gramm schwere Hündin. (Die Erleichterung fiel uns wie ein Stein vom Herzen!) Sie wird „A brand new day of Adams Angels“ (Brandy) heißen und ab jetzt unser Rudel vergrössern. Danach kamen 4 Rüden (Unsere Hebamme Mirjam Hinricher - Chefin des Timeless Golden- Rudels in Solingen, fühlte sich wie in einem Remake ihres C-Wurfes mit Annys Schwester Nela und "Krolle Karlo", aus dem 10 Rüden und 1 Hündin entsprangen ;-). Alle Rüden sind gleich gross und haben alle ein Geburtstgewicht von 420- 430 Gramm. Der Tierarzt, der nach der Geburt kam, um nach dem Rechten zu schauen, meinte, es wäre ein toller, homogener Wurf. Alle Welpen und die tapfere Mutter Anny sind wohlauf.
Unmittelbar nachdem der erste Welpe geboren war und wir ihn ihr hinhielten, hat sie sich so erschrocken, dass sie aufgesprungen ist und uns verwirrt anschaute. Nachdem sie allerdings die Nachgeburt gefressen und die kleine Brandy ihre erste Muttermilch geschlürft hatte, akzeptierte sie sie als ihr Baby und leckte sie sauber. (3 Minuten nach ihrer Geburt hat Brandy ihren ersten riesen Haufen gemacht!) Von jetzt an freute sich Anny auf jeden Welpen. Rüde Nr. 3 hat es dann besonders schwer gehabt. Die Fruchthülle war intrauterin geplatzt und Anny brauchte 45 Minuten Presswehen, um ihn endlich ins Licht zu schicken. Entgegen unserer schlimmsten Erwartungen war der Welpe völlig gesund, atmete kräftig und ging direkt an die Milchbar. 3 Presswehen später flutschte der letzte Rüde in einem Rutsch aus Anny heraus. Er hatte es mit dem Saugen genauso eilig wie mit dem Weltentdecken, denn er nuckelte Alex, als sie ihn Anny zum Sauberlecken hinhielt, direkt am Finger. Wenn doch jede Geburt so einfach wäre?!
Wir sind überglücklich, dass alles dermaßen gut geklappt hat. Danke, Mirjam für Deine unbezahlbare Hilfe bei der Geburt und den Vorbereitungen auf dieses großartige Ereignis (wir hoffen, bei Deinem Telefon sind die Sicherungen nicht irgendwann durchgeschmort ;-)! Du hast die Niederkunft für Anny und uns zu einem unvergeßlichen Erlebnis werden lassen!
Für die Welpeninteressenten, die sich ausschließlich um eine Hündin bemüht haben, tut es uns sehr leid - wir hoffen, Sie werden in einem anderen Zwinger eine wundervolle Hündin bekommen. Für die männlich Racker haben wir voraussichtlich auch schon liebevolle neue Familien gefunden! Allen, die uns jetzt aufgrund des kleinen Wurfes „bemitleiden“ können wir nur sagen, dass die Wurfgröße so genau richtig ist, vor allem für die erstgebärende Anny und die neuzüchtende, rollstuhlfahrende Dörte, die den Wurf hauptsächlich großziehen wird (mit Hilfe natürlich). Anny ist eine tolle Mama :-) Sie säubert ihre Welpen vorbildlich und frisst deren Exkremente, sodass die Wurfkiste fast sauber bleibt. Beim hinein- und hinausgehen und hinlegen passt sie sehr auf. Sie ist wahnsinnig geduldig und rührt sich keinen Millimeter, wenn ihre Babys gerade am Trinken sind. Anny hat übrigens 10 Zitzen, 5 auf jeder Seite – das ist ungemein praktisch bei 5 Welpen. So hat jeder eine Zitze auf jeder Milchleistenseite. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum sich die kleinen Puppies dermaßen gut entwickeln. Sie haben gestern und heute zusammen schon rund 140 Gramm an Gewicht zugelegt – und das bei 16 bzw. heute 17 Zentimetern Rumpflänge. Da der erbitterte Kampf um die Zitzen wegfällt, hatten die Kleinen schon am 1. Tag nach der Geburt gelernt, sich ihre Zitze selbst zu suchen. Heute, also am 2. Tag postnatal haben sie schon ihre Näbel verloren und bekommen ihr Pigment. Die Welpies sind so fidel und munter, dass sie schon bis in jede Ecke der Wurfkiste krabbeln. Da muss man wirklich höllisch aufpassen!
Annys Freund Robin haben wir erst nach der Geburt wieder ins Wohnzimmer gelassen. Er durfte unmittelbar an die Wurfkiste kommen und die Welpen sogar von nahem begutachten, ohne dass Anny grummelte. Anny tolerierte ihn im Beisein ihrer Babys. Er sitzt den ganzen Tag in der Nähe der Wurfkiste und passt auf. In der ersten Nacht, als wir kurz eingenickt waren und das Jammern eines Rüden, der sich verlaufen hatte, nicht gehört hatten, gab Robin so lang Laut, bis wir aufgewacht und es bemerkt haben. Toller Papa!
Ein paar dankende Worte über unsere frischgebackene Hundemama Anny Mae:
Unsere Anny hat uns bisher so viel Freude gemacht, dass wir es nicht in Worten auszudrücken vermögen. Die denkbar größte Freude hat sie uns aber mit diesem Wurf gemacht. Wir sind so dankbar, dass wir an ihrer Geburt und der Aufzucht der Welpen teilhaben dürfen. In der Wurfkiste zu liegen und unsere Mutterhündin und ihre Babys ganz nah spüren zu dürfen, ist wahrlich ein Geschenk, das nicht vielen Menschen zuteil wird. Dadurch, dass es nur so viele Welpen wie Zitzenpaare gibt und sie schon seit dem 1. Tag selbstständig ihre Nahrungsquelle finden, ist die Betreuung nicht allzu stressig. Die Welpen entfernen sich zwar schon relativ weit von Anny, finden aber meist auch allein zurück. Anny ist bei alledem sehr genügsam. Von ihr hört man den ganzen Tag keinen Pieps. Einmal in der Wurfkiste liegend, bewegt sie sich kaum einen Millimeter. Sie sehen, wir sind in der glücklichen Lage, unseren A- Wurf in jeder Sekunde genießen zu können. Ich mag mir kaum vorstellen, wie viel Stress es ist, als Neuzüchter mit einer erstgebärenden Hündin einen 11er- Wurf großzuziehen. Da hat man sicherlich nicht so viel Zeit zum genießen?! Ich bin mir sicher, umso fideler die Kleinen werden, desto stressiger wird auch unser Job, aber momentan wollen wir einfach diese besinnliche Zeit mit unserer Hündin zusammen genießen!
Danke Anny, dass Du uns so viel Glück beschert hast!
Liebes Tagebuch!
So, die Welpen sind nun schon 1 Woche alt und ich habe mich mittlerweile schon genug von der Geburt und den Nachwehen erholt, um Dich jetzt wieder selbst führen zu können. Sobald meine Babys in ihrer Entwicklung einen Schritt vorwärts gegangen sind, werde ich Dich mit neuen Informationen füttern - versprochen!